Das Schicksal der ungetauften Kinder wurde im Zweiten Vatikanischen Konzil intensiv behandelt. Der Moraltheologe Bernhard Häring kämpfte erfolgreich gegen die bisherige Sichtweise und Regelung:
»Nicht weniger schockierend war das „Dogmatische Schema über das Los der ungetauft sterbenden Kinder“. Professor Michael Schmaus, der ebenfalls als Konsultor der Vorbereitungskommission angehörte, fühlte sich persönlich getroffen und verurteilt. Es war die feste Absicht der Maßgebenden des Heiligen Offiziums, durch das Konzil der Welt zu verkünden, dass alle ungeborenen und geborenen, aber ohne Taufe verstorbenen Kinder vom ewigen Heil ausgeschlossen seien, wenn sie auch keine Folterstrafen zu erwarten hätten.
Ich suchte Verbündete und kämpfte wie ein Löwe gegen diese Ideologie, die offenbar dem Zweck dienen sollte, die frühe Kindertaufe (wieder) durchzusetzen. Mein Einsatz war stark motiviert. Als meine älteste Schwester eine Frühgeburt von Zwillingen hatte, konnte der erste, der lebendig geboren wurde, getauft werden, während der zweite tot zur Welt kam. Der Ortspfarrer hatte dann meine Schwester belehrt, dass nur das getaufte Kind auf dem geweihten Friedhof beerdigt werden könne; das ungetaufte Kind habe keinen Anteil am Heil. Als vierzehnjähriger Junge schwor ich mir, dieser Sache später einmal gründlich nachzugehen.
Ich beschwor in der Kommission das falsche Gottesbild, die Unglaubwürdigkeit des allgemeinen Heilswillens Gottes, wenn nicht erfüllbare Bedingungen von Gott gesetzt würden. An einem gewissen Punkt ließ Kardinal Ottaviani durch seinen Kommissionssekretär P.Sebastian Tromp erklären, dass mir in dieser Frage, die doch längst vom Heiligen Offizium endgültig entschieden sei, fürderhin das Wort entzogen sei. Ich protestierte auf der Stelle und sagte: „Darüber wird das Konzil entscheiden. Man kann vom Papst ernannten Theologen in der Kommission kein Schweigeverbot verpassen.“ Als ich das gesagt hatte, merkte ich, wie Professor Schmaus seine Sachen zusammenpackte und lautlos die Aula verließ. Er flog zurück nach München und sagte meinem Provinzial: „Ich zweifle, ob Pater Häring das Konzil überleben wird“.«
Zitat (mit weiteren Informationen über problematische Theologie) aus „Gottestherapie“ von Lorenz Zellner in:
http://www.hanglberger-manfred.de/zellner-gottestherapie-1.htm
In den wohl meisten Katholischen Diözesen wurden die ungetauften Kinder nach dem Konzil kirchlich wie getaufte Kinder bestattet (mit etwas veränderten Gebeten).
Da die theologischen Fragen für manche (besonders für sehr konservative) Gläubige ungeklärt waren,
hat die Internationale Theologische Kommission dazu 2007 eine Stellungnahme erarbeitet:
„Die Hoffnung auf Rettung für ungetauft sterbende Kinder“
die als PDF-Dokument im Büro der Deutschen Bischofskonferenz unter folgender Adresse abrufbar ist:
http://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/veroeffentlichungen/arbeitshilfen/AH_224.pdf
Manche Aussagen dort sollten aber weiter diskutiert werden!
Manfred Hanglberger (www.hanglberger-manfred.de)
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Von: Manfred Hanglberger
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